Militärrödel – Notariatsregister – Rechnungsbücher:
zum Wert der mittelalterlichen Bestände im StAF
Raphael Longoni, Simona Generelli, Mathijs Roelofsen
Was ist ein alter Rödel wert?
Das Staatsarchiv Freiburg konserviert bereits für das ausgehenden Mittelalter verschiedene Serien von Büchern, die mehrere Regalmeter füllen. Darunter sind z. B. die Notariatsregister oder die Säckelmeisterrechnungen sowie die Militärsachen. Sie sind von der Machart her grösstenteils einfach und schnell gebunden. Dadurch unterscheiden sie sich von den kalligrafisch kunstvoll ausgestalteten, grossbesiegelten Herrscherprivilegien und Staatsverträgen oder von illuminieten Folianten, die von Archiven und Museen zurecht als ‚Archivschätze‘ präsentiert werden. Demgegenüber glänzen die pragmatischen Schriften durch ihre Menge und Dichte.
Drei junge Forschende werden an dieser zweisprachigen Vortragsveranstaltung den Wert dieser Kulturgüter aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive hervorheben. Die oben genannten drei Bestände werden einzeln vorgestellt und physische wie inhaltliche Besonderheiten ins Licht gerückt. Durch Fallbeispiele soll ihr Quellenpotenzial aufgezeigt werden. So wird z. B. ersichtlich, wie die Funktion eines Registers über die Kundschaft eines Notars und städtische Milieus Auskunft gibt. Die Militärsachen, die aus verschiedenen Arten von Dokumenten bestehen, zeigen die Einbindung unterschiedlicher städtischer Schichten und der Landbevölkerung in das Freiburger Wehrwesen auf. Und die Rechnungsbücher beinhalten neben Zeichenübungen hauptsächlich Zahlen, welche u. a. die Auswirkungen städtischer Krisen auf die kommunale Baukonjunktur bezeugen.
Die zweisprachige Vortragsveranstaltung wird freundlich unterstützt vom Deutschen Geschichtsforschenden Verein des Kantons Freiburg und der Société d’histoire du canton de Fribourg.
Die Vortragenden:
Simona Generelli arbeitet als Archivarin im Schweizer Archiv der Darstellenden Künste (Stiftung SAPA) und schreibt ihre Dissertation an der Universität Bern über die Freiburger Notariatsregister.
Matthijs Roelofsen hat kürzlich seine Dissertation an der Universität Bern im Rahmen des SNF-Projekts ‚Martial Culture in Medieval Towns‘ verteidigt.
Raphael Longoni schreibt seine Dissertation zu technischen Infrastrukturen von Freiburg i. Ü. im Spätmittelalter an der Universität Darmstadt.
Programm:
Öffentliche Veranstaltung, Eintritt frei
Zeit: 24. Juni 2023, um 09:45–12:30
Ort: Franziskanerkloster, Gewölbesaal (UG)
09:45 Empfang mit Kaffee
10:00 Introduction (frz.)
10:15 S. Generelli (Bern): Die Freiburger Notariatsregister von Fülistorf und Manot (Anfang des 15. Jahrhunderts) (dt.)
10:45 **PAUSE**
11:15 M. Roelofsen (Freiburg): Enrôler et organiser – la mobilisation militaire des fribourgeois au XVe siècle (frz.)
11:45 R. Longoni (Darmstadt): Baustoffe, Löhne, Raumgestaltung – das kommunale Bauwesen in den Stadtrechnungsbüchern (dt.)
12:15 Épilogue (frz.)