Von saurem Wein, schlechten Ernten und kalten Sommern.

Fernwirkungen grosser tropischer Vulkanausbrüche auf Klima und Gesellschaft in der Schweiz

Im April 1815 brach auf der indonesischen Insel Sumbawa der Vulkan Tambora aus. Nicht nur lokal führte dies zu verheerenden Konsequenzen, die Auswirkungen waren bis nach Europa spürbar, wo im Folgejahr die durchschnittliche Jahrestemperatur massiv sank. Gerade in Mitteleuropa und besonders auch in der Schweiz war der Sommer 1816 viel kühler und nasser als normal. Was in die Geschichte als «ein Jahr ohne Sommer» eingehen wird, führte in der Schweiz in den Jahren 1817 und 1818 zur letzten grossen Subsistenzkrise: «Menschen grasten nun mit dem Vieh».
Grosse tropische Vulkanausbrüche können zu einer globalen Klimaanomalie führen. Deren Fernwirkungen auf Landwirtschaft und Gesellschaft sind den untersuchten Archivalien nach vom Lavaux bis ins Rheintal erfassbar. Der Ausbruch des Tambora ist hinlänglich untersucht. Von der Wissenschaft weniger beleuchtet sind die Auswirkungen anderer grosser Vulkanausbrüche auf das Klima und die Gesellschaft der vormodernen Schweiz, so etwa jenen des 17. Jahrhunderts.
Anhand der modernsten globalen Klimarekonstruktion (ModE-RA) – zugänglich über die Webapplikation ClimeApp – und anhand historischer Quellen zweier Hospitäler, dem Hôpital des Bourgeois de Fribourg und dem St. Galler Heiliggeist-Spital, werden in diesem Vortrag die möglichen Auswirkungen dieser tropischen Vulkanausbrüche untersucht. Es wird unter anderem den folgenden Fragen nachgegangen: Wie erlebten die St. Galler und die Freiburger speziell die frühen 1640er Jahre? Wie sind Wein, Käse und Getreide mit den ausserordentlichen klimatischen Verwerfungen dieser Jahre verknüpft? Und – speziell – wie reagiert der Wein auf diese Temperaturschwankungen?

 

Der Ausbruch des Tambora 1815 führte im Jahr ohne Sommer (1816) weltweit zu einer Senkung der Durchschnittstemperatur. Eine merkbare Veränderung des Himmels konnte auch in Europa festgestellt werden. Künstler wie William Turner waren von Vulkanausbrüchen fasziniert und liessen sich in jener Zeit von den farbenfrohen Himmeln zu neuen Werken – hier das Gemälde «Ausbruch des Vesuvs» (1817) – inspirieren.  Bildnachweis: Eruption of Vesuvius (1817) von William Turner (1775-1851); Lizenz: Wikimedia Commons, Public domain, (Original: YCBA/lido-TMS-5472; Yale Center for British Art).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Der öffentliche Vortrag findet statt am Dienstag, 7. Mai 2024 um 19.30 Uhr im Staatsarchiv Freiburg, Zeughausstrasse 17, 1700 Freiburg. Eintritt frei.